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PLAUE

Was Fontane in Fünf Schlösser schreibt

Herrensitz oder Schloss
Von den fünf Schlössern ist nur Plaue wohl wirklich ein Schloss. Denn streng genommen, erklärt Fontane im Vorwort, sei Herrensitze für alle fünf Anwesen vielleicht die richtigere Bezeichnung gewesen. Dass das Plaue-Kapitel in seinem Buch Fünf Schlösser (1889) den geringsten Umfang besitzt, könnte für die anderen vier Orte zumindest ein quantitativer Trost sein.

Fontane und Wiesike
Obwohl Fontane bereits 1869/70 für seinen dritten Wanderungen-Band Havelland über das Schloss und seine Besitzer recherchierte, reiste der Dichter erst im Mai 1874 nach Plaue. Sein Ziel war jedoch nicht das Schloss, sondern eine Villa vis-à-visauf der anderen Seite der Havel. Dort traf Fontane einen alten Herren, der für ihn ein Gesprächpartner auf Augenhöhe wurde: Carl Ferdinand Wiesike (1798-1880). Der vermögende Gutsbesitzer und Autodidakt hatte sich schon 1853 aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Sein Leben war von diesem Zeitpunkt an nur noch drei Dingen gewidmet (…): der Schöpfung eines Parks, der Homöopathie Hahnemanns und der Philosophie Schopenhauers.

Unter Plaues ewig blauem Himmel
Bis zum Tod Wiesikes 1880 kam Fontane jedes Jahr nach Plaue, um mit ihm bei altem Rheinwein über Schopenhauer zu diskutieren. Alles geschah im Freien, notierte Fontane in einem Brief 1875, vom Morgenkaffee an, und der ganze Kreislauf der Ernährung vollzog sich unter Plaues ewig blauem Himmel.

Dem alten Wiesike, eine spezifisch märkische Figur, der mehr war, als er schien, setzt Fontane im zweiten Teil seines Plaue-Kapitels ein literarisches Denkmal.

Eine wundervolle Roman-Szenerie
Im ersten Teil des Kapitels schreibt Fontane über die Geschichte Plaues, des Schlosses und seiner Besitzer: vom Jahr 1414, in dem die Quitzows ihre Burg in Plaue durch Belagerung verloren, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als sich das Schloss im Besitz der Grafen von Koenigsmarck befand. Die märkische Familie hatte das Anwesen 1839 erworben und behielt es bis zur Enteignung 1945.
Fontane erwähnt auch prominente Schlossgäste: Friedrich Wilhelm I. habe hier seinen Sohn, Kronprinz Friedrich, zum Kapitän ernannt.
Wie sehr Fontane von Plaue und seiner Umgebung fasziniert war, geht aus einer Notiz von 1877 hervor: Eine wundervolle Roman-Szenerie ist Plaue.

 

Und was Sie in unserem Buch erwartet

Begeistert von den Plauern
Fontane wäre begeistert vom bürgerschaftlichen Engagement der alten und neuen Brandenburgern in Plaue. Sie lieben ihren Fontane und lassen sich immer etwas Neues einfallen, um den berühmtesten Dichter Brandenburgs in Ehren zu halten: Wir sprechen mit dem Schlossexperten Udo Geiseler, der sich seit seiner Kindheit für die Geschichte Plaues interessiert und uns kenntnisreich auf den neuesten Forschungsstand bringt. Und wir treffen Gunter Dörhöfer, den Vorsitzenden des Fördervereins Schlosspark Plaue, der 2015 den neuen Fontaneweg feierlich eröffnet hat. Auf der Grundlage neuer Dokumente erzählen wir, wie weit das Engagement der Plauer für ihren Schlosspark zurückreicht.

Kultur in und vor historischer Kulisse
Beeindruckend auch der lange Atem von Schlossbesitzer Andreas Keuchel, der das Anwesen 2009 erwarb und als Chef der Schloss Plaue GmbH damit begonnen hat, das Gebäudeensemble stufenweise zu sanieren. Er nutzt das Schloss nicht nur als Hotel, sondern stellt die historische Kulisse auch für Tagungen, Feiern, Kultur- sowie Open-Air-Veranstaltungen zur Verfügung. Für unser Buch Fontanes Fünf Schlösser (2017) gewährt er uns der ambitionierte Schlossherr auf einer Extra-Führung einen Blick in die noch gesperrten Räume und seine Baupläne. Und erläutert, wie Schloss Plaue sich baulich in den nächsten Jahren verändern wird.

Nicht nur Rauputz und Russisch
Einen historischen Bogen schlägt Andreas Keuchel, der auch Geschäftsführer des Zentrums für berufliche Aus- und Weiterbildung ist, mit seinem jüngsten Angebot: Seit 2016 lernen Flüchtlinge im Schloss Deutsch. Spracherwerb gehört zur Kompetenz des Hauses. Denn die DDR nutzte das Schloss ab 1966 als Institut für Sprachintensivausbildung. Hier wurden Funktionäre aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für ihren Auslandseinsatz in Russisch, Französisch und Englisch qualifiziert. Wir gewähren den Blick in eine von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmte Welt.

Koenigsmarck und Kaiser
Wir erzählen aber auch vom alten Glanz des Schlosses unter den Koenigsmarcks, die das Anwesen bis 1945 besaßen. Deren umfangreiche Bautätigkeit um 1900 diente auch einem Ereignis, das 1890 in Plaue für Furore sorgte: Zur Hochzeit von Alice, der Tochter des Grafen von Koenigsmarck, kam Kaiser Wilhelm II. in die kleine Havelstadt. Und wir erklären, warum Graf Koenigsmarck 1912 den Schlosspark erst für die Plauer Öffentlichkeit freigab – und ihn dann wieder sperrte. Der jetzige Schlossherr Andreas Keuchel steht vor einem vergleichbaren Problem. Neue Zäune kommen für ihn allerdings nicht in Frage.

Die vergessene Villa
Auf der Suche nach der berühmten Wiesike-Villa tauchen wir ein in die Geschichte des Anwesens Schloss Plaue gegenüber und seines legendären Besitzers Carl Ferdinand Wiesike, den Fontane zwischen 1874-1880 mehrmals aufsuchte. Was wurde aus der Villa nach dem Tod Wiesikes und wie ist ihr Zustand heute?

 

Chronik des Schlosses

1216
erste urkundliche Erwähnung einer Burg in Plaue: „Feste Haus“

1620
Verkauf an den Magdeburger Domherren Christoph von Görne (Schloss- und zugleich Stadtherr)

1627-39
Truppendurchzüge, Plünderungen und Übergriffe auf die Zivilbevölkerung sowie Zerstörung von Häusern und Kirche durch einen schweren Brand (1639) im Kontext des Dreißigjährigen Krieges

1707-1715/16
Errichtung eines dreiflügligen Barockensembles auf den mittelalterlichen Fundamenten durch Friedrich von Görne (lt. Dendro-Analyse)

1765
Verkauf an General Heinrich Wilhelm von Anhalt

1793
Kauf durch Freiherrin Magdalene Charlotte von Lauer-Münchhofen (Mitte des 18. Jh. – 1838)

1839
Verkauf an Hans Valentin Ferdinand Graf von Koenigsmarck (1839 – 1910)

1890
Besuch von Kaiser Wilhelm II. anlässlich der Hochzeit von Alice, Tochter des Grafen, auf Schloss Plaue

1909
Karl Hans Konstantin Graf von Koenigsmarck, seit 1876 Besitzer, wird Ehrenbürger Plaues

1912
kurzfristige Öffnung des Schlossparks durch Hans Erwin Max Graf von Koenigsmarck (1865 – 1943)

1944
8. April: nach einem Luftangriff brennen Nordflügel und eint Teil der Schlossgärtnerei aus

1945
Besetzung des Schlosses durch die Rote Armee und Enteignung

1950-66
Verwaltungsfachschule

1966-93
Institut für Sprachintensivausbildung

1993-2006
Leerstand

2006
Versteigerung und Verkauf an den Berliner Immobilienunternehmer Christian Kolbe; 2009 Einstieg und Übernahme durch den Berliner Unternehmer Andreas Keuchel, der das denkmalgeschützte Schlossensemble seitdem stufenweise saniert und parallel als Hotel- und Veranstaltungsort nutzt

 

Lage

Plaue ist ein Ortsteil von Brandenburg an der Havel und liegt im Landkreis Havelland – westlich von Berlin. Das Schloss befindet sich direkt an der Havel.
Mit dem Auto erreicht man Plaue von Berlin in einer Stunde über die B 1.
Oder mit der Regionalbahn bis Brandenburg an der Havel und dann weiter mit Tram oder Bus. Eine Anreise ist auch mit dem Boot möglich. Plaue-Anleger: Öffentlicher Schiffs- und Bootsanleger „Am Bornufer“, Stromkilometer UHW 68,15 – 68,05 StB (Steuerbord stromaufwärts = linke Uferseite), direkt am Schloss.

Schloss Plaue GmbH
Schlossstrasse 27 a
14774 Brandenburg an der Havel / Plaue
Telefon: 03381 306 23 62
E-Mail: info@schlossplaue.de
www.schlossplaue.de

 

Besichtigung

Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und wird als Hotel, Restaurant und Veranstaltungsort, v.a. für Hochzeitsfeiern genutzt. Seit Jahren wird die gesamte Schlossensemble vom Eigentümer schrittweise saniert. Fertiggestellt sind bereits die Nebengebäude. Der nächste Etappe ist die Restaurierung des Nordflügels.
Der Schlosspark, der im frühen 18. Jahrhundert zunächst als barocker Lustgarten angelegt und ab 1860 zu einem Landschaftspark umgestaltet wurde, umschließt weiträumig das Westufer des Plauer Sees und lädt auch heute zum Lustwandeln ein. Mitten im Park steht der laufende Fontane – als Skulptur des Plauer Bildhauers Dirk Harms.  

 

Umgebung

Ein Erlebnis ist der Plauer Fontaneweg, der teilweise durch den Schlosspark führt. Er wurde vom Förderverein Schlosspark Plaue 2015 neu eingeweiht und bietet einen kulturgeschichtlichen Informationspfad, der wesentliche Stationen Fontanes in Plaue erlebbar machen soll.
Dazu gehören nicht nur das Schloss und die Villa Wiesike, sondern beispielsweise der Tontaubenschießstand, eine weiträumige, terrassenförmige Anlage aus dem späten 19. Jahrhundert, die einen herrlichen Ausblick auf den Plauer See sowie auf das südlich gelegene Kirchmöser mit dem alten Wasserturm ermöglicht.
Aufgenommen in den Fontaneweg ist auch die alte Plauer Havelbrücke, die 1904 als Stahlfachwerkbrücke im Jugendstil eingeweiht wurde. Sie ist zwar für den Auto- und Schienenverkehr gesperrt, aber man kann sie – wie einst Fontane – per pedes überqueren, um vom Schloss zur Wiesike-Villa zu gelangen. Allerdings fehlt es der Stadt Brandenburg bisher an Finanzmitteln zur dringend notwendigen Sanierung der sehenswerten Brücke.

Plauer Fontaneweg
Förderverein Schlosspark Plaue e.V.
Genthiner Straße 76
14774 Brandenburg an der Havel / OT Plaue
Email: info@schlosspark-plaue.de
http://www.fontaneweg-plaue.de/

 

Essen & Trinken

Schloss Plaue / Schlossschänke
Wenn das Schloss nicht gerade an eine geschlossene Gesellschaft vermietet ist, kann man im Winter im “Feinen Saal“ speisen – und auch frühstücken. Am Sonntag gibt’s Brunch. Und von März bis September wird die Schlossschänke und bei gutem Wetter auch die herrliche Havelterrasse genutzt.


Schloss Plaue
Schlossstraße 27a
14774 Brandenburg an der Havel / Plaue
Reservierungen 03381-306 23 62
info@schlossplaue.de

 

Übernachten

Schloss Plaue
Die Zimmer, Suiten und Ferienwohnungen des Hotels befinden sich im ehemaligen Verwalterhaus des Schlosses, das 2010 saniert wurde.

Es geht aber noch romantischer: In Wasserbungalows kann man direkt auf der Havel übernachten.

Schloss Plaue
Schlossstraße 27a
14774 Brandenburg an der Havel / Plaue
Reservierungen 03381-306 23 62
info@schlossplaue.de